Donnerstag, 13. August 2015

Baby unterwegs: Ab wann verraten wir es?

© Andreas Morlok / pixelio.de
Wenn der Schwangerschaftstest positiv ist, stellt sich bei allen Paaren die Frage: Wann sagen wir es Familie und Freunden? Frühestens nach 12 Wochen, sagen die einen. Die Welt soll es sofort erfahren, die anderen.

Bei einer gewünschten Schwangerschaft ist das Glücksgefühl riesig, wenn der Teststreifen positiv angibt. Am liebsten möchtest du sofort allen davon erzählen. Doch soll man das? Oder soll man erst einmal abwarten, bis die ersten Wochen überstanden sind?


Die ersten 12 Wochen sind die Unsichersten

Bis zur 12. Wochen entwickelt sich fast alles, was der kleine Mensch später braucht: Alle Organe, die Gliedmassen, sogar erste Haare (Quelle: www.rund-ums-baby.de). Die meisten Gendefekte wirken sich negativ auf diese Entwicklung aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Embryo oder Fötus stirbt, ist in dieser Zeit am grössten. Immerhin 15-20% der Schwangerschaften enden in der 5.-10. Schwangerschaftswochen spontan (Quelle: www.swissmom.ch).
Wenn es der Fötus aber bis zur 12. Woche geschafft hat, hat er das Gröbste hinter sich, und ab der 16. Woche ist das Abortrisiko sogar "nur" noch bei ca. 5%.
Die meisten Paare warten deshalb die ersten drei Monate ab, bevor sie die freudige Nachricht verbreiten. Das macht auch absolut Sinn.

Gründe, die Schwangerschaft schon früher mitzuteilen

Es gibt aber durchaus gute Gründe, die Schwangerschaft gezielt einigen wichtigen Personen schon vor Ablauf der ersten 12 Wochen mitzuteilen:

Die beste Freundin weiss sowieso alles, warum also etwas vom Schönsten verheimlichen? Falls die Schwangerschaft nicht hält, hat man dann auch eine Schulter zu ausheulen und erhält (hoffentlich) die nötige Unterstützung. Denn: auch wenn man weiss, dass jede 5.-7. Schwangerschaft in den ersten drei Monaten mit einem Spontanabbruch endet, kann das für die werdenden Eltern ein einschneidendes, belastendes Erlebnis sein.

Wenn der positive Test genau in die Zeit der Ferienplanung deines Arbeitgebers fällt, macht es Sinn, die Schwangerschaft dem Chef oder der Personalabteilung mitzuteilen. Dies gilt primär für dich als Mann. Nach der Geburt möchtest du wahrscheinlich ein paar Tage Ferien beziehen, also solltest du das rechtzeitig anmelden.
Die werdende Mutter kann auch gute Gründe haben, den Betrieb nicht zu früh zu informieren. Wenn ein Personalabbau geplant ist, könnte man es als Frau mit Kinderwunsch ganz nach oben auf die "Abschussliste" schaffen. Während der Schwangerschaft ist sie zwar vor Kündigungen geschützt, aber wenn die Schwangerschaft nicht hält, steht einer Kündigung nichts mehr im Weg.

Oft unfreiwillig
Schränkt euch mit eigenen Regeln nicht zu sehr ein. Eigentlich ist es nicht matchentscheidend, wann man den Freunden und Bekannten das freudige Ereignis mitteilt. Und häufig wird man sogar früher dazu gezwungen, als einem lieb ist. Dann nämlich, wenn man bei Freunden zu Besuch ist und einem dort Sushi oder Alkohol angeboten wird. Sobald man beim Essen nämlich wählerisch wird, ist eine der ersten Fragen: "Sag mal, bist du schwanger?"

Dienstag, 11. August 2015

Buchbesprechung: Familienrat nach Dreikurs

Familienrat nach Dreikurs, Herzsprung-Verlag

Wahrscheinlich kennen alle Eltern dieses Schema: Eltern bestimmen - Kind will nicht - Eltern setzen sich durch - Kind tobt - Eltern lassen sich auf Verhandlungen und einen Kompromiss ein. Warum denn nicht gleich? Warum wird nicht diskutiert und nach einem Kompromiss gesucht, bevor sich jemand übergangen fühlt?

Zugegeben, es klingt idyllisch: Die Familie setzt sich an einen Tisch und diskutiert anstehende Entscheide. Alle können sich einigen und gehen glücklich und zufrieden den gemeinsamen Weg. - Idyllisch ja, aber auch erreichbar! Bis es so weit ist, braucht es aber viel Übung.

Unsicheres Terrain betreten
Die Autorinnen Heide Köpfer und Erika Becker beschreiben den Familienrat nach Dreikurs ausführlich und mit vielen Beispielen. Das unterscheidet das Buch von den Kurzfassungen, welche in verschiedenen Erziehungsratgebern zu finden sind. - Und das Buch macht Mut, sich auf dieses unsichere Terrain zu begeben. Unsicher ist das Terrain deshalb, weil du vor dem Familienrat nicht weisst, welche Entscheide getroffen werden. Und du musst deine (möglicherweise über Jahre eingeschliffene) Rolle als bestimmendes Familienoberhaupt verlassen. Nicht du bestimmst, sondern die Familie als Ganzes.

Offenheit und Kompromissbereitschaft
Hier liegt wohl das Hauptproblem. Wir Eltern sind uns gewohnt, Entscheide zu fällen und den Kindern zu kommunizieren. Und wenn wir den Kindern eine Wahl lassen, bestimmen wir häufig schon vorher, welche Alternativen offen stehen ("Wollt ihr am Samstag ins Freibad oder auf eine Radtour?").
Wenn wir aber einen Familienrat einberufen, darf jeder Vorschläge bringen, mitdiskutieren und mitbestimmen. Klar gibt es auch Grenzen. Für einen 7-jährigen ist eine Bettzeit von 23 Uhr keine Option. Aber sehr vieles kann als Familie geplant werden. Ich ertappte mich allerdings vor allem am Anfang, dass ich meine manipulativen Fähigkeiten nicht immer im Griff hatte. Das ist gegenüber Kindern unfair und widerspricht der Idee einer demokratischen Entscheidungsfindung.

Klein anfangen
Am schwierigsten schien mir der erste Familienrat. Dank der Checkliste im Buch war ich zwar vorbereitet, aber ich wusste ja noch nicht, ob die anderen Familienmitglieder mitziehen. Ich wollte klein anfangen und als einziges Thema den Menüplan für das Wochenende planen. Sonst habe ich jeweils die Mahlzeiten zusammengestellt, und immer wieder waren die Kinder oder die Frau unzufrieden. Das Wochenende (inkl. Freitagabend) erschien mir auch für den Kleinsten der Runde ein überschaubarer Zeitraum zu sein. Und siehe da: Es hat geklappt! Es gab viele gute Vorschläge und natürlich mehr Wünsche als Mahlzeiten, aber wir haben uns am Schluss geeinigt. - Und niemand hat sich beschwert!
In späteren Zusammenkünften haben wir uns um andere Themen gekümmert und den Familienrat so Schritt für Schritt eingeführt.

Gut verständliche Anleitung

Die Stärke von Heide Köpfer und Erika Becker ist es, Dreikurs' Original aus der Mitte des letzten Jahrhunderts so aufzubereiten, dass eine gut verständliche Anleitung für die heutige Familie entstand. Dabei werden auch problematische Situationen thematisiert. Ein pupertierender Sprössling könnte den Familienrat zum Beispiel als uncool oder spiessig empfinden. Oder Familienmitglieder halten sich nicht an Abmachungen. Auch damit muss eine Demokratie umgehen können, und wenn sie noch so klein ist. Die Autorinnen halten für diese (und andere schwierige Situationen) Tipps für das weitere Vorgehen bereit.

Empfehlung

Ich empfehle das Buch allen, die überzeugt sind, dass eine Familie eine Lebensgemeinschaft ist, die ihren Weg gemeinsam geht. Diese Väter und Mütter finden hier einen Ansatz, diesen Weg noch konstruktiver zu gestalten.

Bibliographische Angaben:
Köpfer Heide, Becker Erika
Familienrat nach Dreikurs
Verlag Herzsprung
ISBN Taschenbuch 978-3-99051-007-0
ISBN E-Book 978-3-99051-008-7
Verkaufpreis D: € 10.90 (E-Book: € 9.49)
Das Buch auf der Homepage des Verlags

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